Die Fans von Arsenal London haben ein Sprichwort, das vor allem immer dann gerne zitiert wird, wenn die Unsicherheit ob der sportlichen Zukunft der Gunners mal wieder etwas größer ist: “Arsène knows…” Gemeint ist damit, dass ihr Trainer (in England Manager genannt), der Elsässer Arsène Wenger, schon sehr genau weiß, was er tut und dass man ihm deshalb vertrauen kann. Angesichts der Tatsache, dass Wenger bereits seit über 12 Jahren bei Arsenal das Sagen hat und in der Zeit immerhin sieben nationale Titel (darunter zweimal das Double aus Premiership und FA-Cup) gewinnen konnte, überrascht dieses Fan-Vertrauen in ihn keineswegs.
Das Verhältnis der Fans von Eintracht Frankfurt zu ihrem Trainer Friedhelm Funkel ist sicherlich nicht von ganz so viel Vertrauen, Dankbarkeit und Zuversicht geprägt. Trotzdem ist Funkel ein guter Fußballtrainer. Sicherlich nicht so weltgewandt und hoch dekoriert wie Wenger, aber trotzdem ein erfahrener und kompetenter Fachmann. Keiner der aktuellen Cheftrainer in der 1. Bundesliga hat so viele Spiele in dieser verantwortlichen, vielleicht sogar wichtigsten Position innerhalb eines Vereins erlebt. Außerdem ist Funkel nunmehr seit bald fünf Jahren Eintracht-Chefcoach und in dieser Hinsicht kurz davor in Frankfurt einen neuen Rekord aufzustellen. Und auch wenn es für seine Eintracht heuer wieder einmal in erster Linie um den Klassenerhalt geht, ist Funkel in meinen Augen definitiv eine Bereicherung für die Liga und ein wohltuender Kontrast zu den super-eloquenten Dauer-Erneuerern (Klopp, Rangnick, Klinsmann), oder den aus verschiedenen Gründen leider überhaupt nicht sprachbegabten Meister-Psychologen (Meyer, Rutten, Babbel).
Ausgangspunkt für meine heutige Kolumne ist die Lektüre dieses Artikels auf kicker online. Funkels Einstellung gefällt mir, weil:
- Ich bin ganz klar dafür, dass Trainer Schwalben und eindeutig übertriebene Theatralik bei ihren eigenen Spielern knallhart kritisieren, auch öffentlich! In Wiederholungsfällen muss ein derartiges Fehlverhalten auch vereinsintern sanktioniert werden. Ich erhoffe mir davon, dass dann nach und nach vielleicht auch die eigenen Fans mitziehen und den schlechten Schauspielern ihrer eigenen Mannschaft die kalte Schulter zeigen. Weil nur so - Trainerkritik, drohende Sanktionen, Unmut der Fans - ist dieser Pest vielleicht beizukommen.
- Ausschließlich der Trainer darf/kann/muss entscheiden, ob ein Spieler eingesetzt wird, oder nicht. Sätze à la "der Jürgen kennt seinen Körper selbst am besten und wenn er grünes Licht gibt, spielt er" sind eine Katastrophe! Wenn dieser Spieler dann trotzdem aufgrund seiner Beeinträchtigung versagt, wird nämlich nie der Spieler, sondern immer der Trainer zur Rechenschaft gezogen. Abgesehen davon, neigen Fußballprofis grundsätzlich dazu, sich und ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu überschätzen. Ein guter Trainer weiß es besser, kennt seine Spieler besser als sie sich selbst.
Abschließend noch ein paar Worte an all diejenigen, die Funkels letzte Vertragsverlängerung aufgrund der aktuellen Tabellensituation der Eintracht bereits jetzt wieder verfluchen: Außer ein paar unverbesserlichen Träumern kann es doch niemanden überraschen, dass es für Eintracht Frankfurt in jeder Saison primär um den weiteren Verbleib in der 1. Liga geht! Wenn man die sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen und Tendenzen aller Bundesligisten der letzten Jahre betrachtet, so haben wenigstens zehn Klubs den Anspruch, immer mindestens unter den Top 5 und vor allem vor der SGE zu landen. Und ab Platz elf beginnt nun mal der unheilvolle Sog des ominösen Abstiegsstrudels. Das war in den letzten Jahren fast immer so und daran ändert auch die wieder eingeführte Relegationsrunde nichts.
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