Samstag, 13. Dezember 2008

Das Gaudium

Ach hätte ich doch nur die gleiche humanistische Bildung wie Fritz von Thurn und Taxis genossen! Zwar besuchte ich neun lange Jahre ein alt- und mittelsprachliches Gymnasium und verließ es schließlich auch mit dem Abitur in der Tasche, aber um Latein und Altgriechisch konnte ich mich zugunsten der gegenwärtig zumeist etwas nützlicheren Fremdsprachen Englisch und Französisch herumdrücken. Aber heute hätte ich beim Verfolgen des Spiels VfB Stuttgart gegen Bayern München auf Premiere mein rudimentäres Französisch gerne für die eine oder andere Lateinvokabel eingetauscht, weil dann hätte ich den Live-Kommentar von FvTuT (a.k.a. Friedrich Leonhard Ignatius Josef Maria Lamoral Balthasar Prinz von Thurn und Taxis, kurz FLIJMLBPvTuT) vielleicht häufiger verstanden als dies der Fall war. Eingeschüchtert von FvTuTs intellektueller Überlegenheit mir gegenüber ließ das Niveau meiner Aufmerksamkeit auch während der zweiten Halbzeit des Spiels deutlich nach - anders ist es nicht zu erklären, warum ich den genauen Zusammenhang nicht mehr erinnere, in dem FvTuT folgenden (Halb-)Satz sagte: "..., nicht so sehr zum Gaudium des Publikums."

Wie bitte? Was war das? Gaudium? Was heißt das? Und welches Publikum meint FvTuT a.k.a. FLIJMLBPvTuT überhaupt? Vielleicht ja das Publikum, welches die Leute vom Fernsehen so gerne da "abholen" wollen, wo dieses sich eben aufhält - was auch immer das nun bedeuten mag.

Wie auch immer. Gaudium also. Laut Meyers Online Lexikon ist dieses Wort lateinisch und bedeutet: "großer Spaß, Belustigung, Vergnügen." Okay, hätte man draufkommen können. Mordsgaudi, Wahnsinnsgaudi, Riesengaudi - alles schon mal irgendwo gehört. Im Zweifelsfall von irgendwelchen bayrischen Menschen in der ARD.

Ich fasse also zusammen: FvTuT verwendet in seinem Kommentar eines Bundesligaspiels auf dem privaten Pay-TV-Kanal Premiere die lateinische Vokabel Gaudium. Die Gerd Rubenbauers und Florian Silbereisens dieser Welt verwenden in ihren Moderationen sinnbefreiter Unterhaltungssendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die bayrische Gute-Laune-Vokabeln Mordsgaudi, Wahnsinnsgaudi und Riesengaudi. Wenn ich nun den genannten Kommentatoren bzw. Moderatoren unterstelle, dass sie ihr Publikum tatsächlich "abholen", also auf ihre Zuschauer zugehen, ihnen entgegenkommen, dann frage ich mich, wo sich dieses häufig zitierte Unterschichtenfernsehen denn nun befindet.

An diesem Punkt breche dieses Gedankenspiel am besten ab und wende mich dem für mich größten Gaudium des 17. Spieltags zu. Und das lieferte der Karlsruher Torwart Markus Miller, der nach dem unglücklichen 0:4 seiner Mannschaft bei Hertha BSC folgendes Bonmot (ha, da machen sich die fünf Jahre Französisch-Unterricht doch mal bezahlt!) ins Premiere-Mikrofon sprach: "Das müssen wir jetzt erst alles, äh, analysieren - und dann vergessen." Recht hat er! Als moderner Fußballprofi analysiert man nämlich pflichtschuldig so ziemlich alles. Aber als gestandener Fußballprofi weiß Miller natürlich auch, dass er diese bittere Niederlage - ebenso wie praktisch die gesamte Hinrunde des KSC - am besten möglichst schnell vergessen sollte, wenn er irgendwann mal wieder gute Laune bei irgend etwas empfinden möchte.

Was mich zum Aufstellen folgender These verleitet: Nur nach gründlicher Analyse des Geschehens und anschließender Amnesie ist das Gaudium wieder möglich.

Stuttgarts Stürmer Mario Gomez, um wieder einen Bogen zum Ausgangspunkt dieses Textes zu spannen, formulierte vor gut einem Jahr in einer ähnlich unbefriedigenden Situation mehr in der Tradition des gestandenen Fußballers, indem er sagte: "Vielleicht hilft nur noch saufen." Wahrscheinlich meinte Miller irgendwie dasselbe.

Was Christoph Dabrowski nach dem 1:2 des VfL Bochums gegen den 1. FC Köln meinte - um zu einem weiteren Gaudium dieses Spieltags zu kommen - ist dagegen leicht zu erahnen. Der Bochumer Mittelfeldspieler sagte nämlich zum Zustandekommen der Bochumer Niederlage dies: "Das zieht sich schon durch die ganze Hinrunde wie ein seidener Faden."

Wie ein seidener Faden zieht sich auch die Art und Weise der Berliner Siege durch die bisherige Bundesligasaison: unspektakulär, oftmals unansehnlich, aber dafür extrem diszipliniert und effizient. Man könnte auch sagen, dass in Berlin ein Catenaccio franko-schweizerischer Prägung Einzug gehalten hat. Weshalb ich mir auch nicht mehr sicher bin, ob der Trainer dort nun Lucien Favre heißt oder in Wahrheit nicht doch Luciano Favretti.

Letzteres wäre eigentlich auch ein viel passenderer Name für Herthas Maskottchen Herthinho, denn brasilianisch ist an der Spielweise der Berliner nämlich überhaupt nichts. Außerdem wäre es meiner Meinung nach mal an der Zeit, dass die Maskottchen in der Fußball-Bundesliga anstatt der zumeist zweisilbigen Fantasienamen wie Fritzle, Emma, Berni oder Dino anständige Vor- und Zunamen erhalten. Dann wären sie vielleicht auch ein echtes Gaudium für ihr Publikum.

Montag, 8. Dezember 2008

Real 2 Real

Real Madrid ist so eine unfassbar beknackte Gurkentruppe, da fehlen einem echt langsam die Worte. Verteidigt wird grundsätzlich nicht und das Angriffsspiel besteht ausschließlich aus chaotischen Einzelaktionen, die aufgrund der individuellen Klasse einiger Spieler zwar immer wieder zu Torchancen führen, aber letztlich keinem erkennbaren Konzept zugrundelegen. Diese unbegreifliche Sorglosigkeit (ein wirklich passendes Wort fällt mir dafür leider nicht ein), welches das gesamte Spiel Reals auf sämtlichen Ebenen kennzeichnet, ist für einen in Deutschland sozialisierten Fußballfan im Grunde unerträglich. Umso unglaublicher wird das ganze erst recht, wenn man bedenkt, dass der aktuelle Trainer ein Deutscher ist und sein Vorgänger Capello ein sog. "Disziplinfanatiker" war - was immer das auch bedeuten mag, aber nun gut. Dazu kommt der Umstand, dass kein Spieler im Kader Reals offenbar über 1,60 m groß ist (außer Metzelder - aber kann man den eigentlich noch mitzählen?) und/oder über die Fähigkeit verfügt hohe Bälle, die quer durch den eigenen Strafraum fliegen, sicher und humorlos zu entschärfen.

Ich stelle folgende, absolut ernstgemeinte Behauptung auf: Spieler wie z.B. Marcel Maltritz, Frank Fahrenhorst oder sogar ein reaktivierter Christian Wörns würden eine hundertprozentige Qualitätssteigerung für Madrids Abwehr bedeuten. Warum sich Madrids Sportdirektoren nicht längst um nicht besonders glanzvolle, aber dafür äußerst solide Abwehrspieler wie z.B. Per Mertesacker oder Arne Friedrich bemüht haben (um jetzt mal zwei Beispiele aus der Bundesliga zu nennen), zwei Spieler also, die seit Jahren national wie international ihr Können unter Beweis stellen und zusammen wohl nicht halb so viel kosten würden wie Klaas Jan Huntelaar vor ein paar Tagen, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben.

Nachdem ich gestern Barcas 4:0 gegen Valencia und vorhin Reals 3:4 gegen Sevilla gesehen habe, sage ich für el classico nächsten Samstag einen 12:0-Sieg für Barcelona voraus. Es bleibt letztlich bei bloß 12 Toren für Barca, da Messi nur zwei seiner siebzehn Großchanchen nutzt und sich Henry (zu) gnädig zeigt, indem er bei jeder sich (nicht) bietenden Situation versucht Bojan und Hleb in Szene zu setzen, um sich für deren Torvorlagen aus dem Valencia-Spiel zu bedanken.

Ansonsten bleibt festzuhalten: Die Last-Minute-Siege Bayerns (gegen Hoffenheim) und ManUniteds (gegen Sunderland) hatten nichts mit Glück zu tun, sondern waren verdient und konnten eigentlich niemanden - auch in dieser Form - überraschen. Fußball ist so. Meistens. Und das ist gut so.

Samstag, 6. Dezember 2008

MyPhonies

"You should ask yourself: 'What can I do for it?'!"

Die komplette Episode gibt's übrigens hier. By the way: the light confirms that it's off...